Rechtsanwältin und zertifizierte Mediatorin Christina Schmitz
Frage: Unser Nachbar macht uns das Leben zur Hölle! Ständig beschwert er sich über etwas: die Kinder sind zu laut, die Bäume wachsen rüber, unser Licht scheint in sein Schlafzimmer, das Auto ist zu nah bei ihm geparkt. Er hat sogar bereits einen Anwalt eingeschaltet. Wir haben jetzt aber von Bekannten gehört, dass diese ein derartiges Problem mit Mediation gelöst haben. Wäre das auch etwas für uns?
Antwort: Grundsätzlich müssen dafür beide Seiten bereit sein, den Konflikt einvernehmlich lösen zu wollen.
In einem vergleichbar gelagerten Fall stellte sich im Mediationsverfahren heraus, dass die einzelnen Punkte zwar geklärt werden mussten, aber gar nicht das eigentliche Problem waren. Vielmehr kam im Rahmen der Gespräche heraus, dass die Unzufriedenheit des Nachbarn auf Umständen basierte, für welche die neuen Nachbarn eigentlich gar nicht verantwortlich waren. Im Verlauf der Mediation konnten die Parteien dann mithilfe der Mediatorin Lösungen für ihren Konflikt selbst erarbeiten, die zu einem dauerhaften Frieden führten.
Auch in Ihrem Fall ist das Verfahren daher möglicherweise sehr gut geeignet, da Sie nach einem gelungenen Abschluss wieder friedlich in der Nachbarschaft zusammenleben können.
Tipp: Tatsächlich eignet sich eine Mediation besonders, wenn es sich um Konflikte in Bereichen des notwendigen weiteren gemeinsamen Zusammenlebens (Nachbarschaft, Familie, Arbeitsleben, Miete) handelt. In diesen Fällen ist es besonders wichtig, den Konflikt einvernehmlich und zur Zufriedenheit aller lösen zu können. Man spricht dann von einer sogenannten WIN-WIN-Lösung; dies ist anders als bei Gerichtsverfahren, bei welchen es meist Sieger und Verlierer gibt, was im Ergebnis keine geeignete Grundlage für ein weiteres gedeihliches Zusammenleben ist.
Zudem ist das Mediationsverfahren kostengünstiger als ein Rechtsstreit, wird außerdem vermehrt von Rechtsschutzversicherungen zumindest anteilig übernommen und lässt sich schneller abschließen.